Wahrer Krimi vom Meer: ein Mord vor Norderney

Ein Mord vor Norderney. Lest hier einen exklusiven Auszug aus unserem neuen Kleinen Buch vom Meer: Mord an Bord. Es geht um ein Drama, das auf der Insel einst für große Aufregung sorgte. Ein Kriminalfall auf den Wellen. True Crime von Ankerherz.

„Norderney, 1928“ steht auf dem Heftchen. Das Titelbild zeigt einen alten Nordseefischer, der genau so aussieht, wie man sich einen alten Nordseefischer vorstellt. Weißer Bart, Ölzeug, auf dem Kopf trägt er einen Südwester und der Blick geht seemännisch streng in die Ferne. Im Mundwinkel hängt, um wirklich alle Klischees zu bedienen, eine Pfeife.

Wer in der Broschüre blättert, der findet Fotos tennisspielender oder segelnder Gäste, die den Glamour des Berlins der späten 1920er Jahre auf die Insel brachten. Man sieht Porträts scharf gescheitelter Herren des Inselorchesters, Strandszenen, historisches über die Inselreederei (die heute noch Monopolist ist) und allerhand Werbeanzeigen.

Mord vor Norderney

Mittendrin fällt mir eine Kriminalgeschichte auf, von der ich ahne, wie sehr sie die Insulaner beschäftigte. Die Überschrift klingt noch einigermaßen unspektakulär, doch das Drama dahinter hat es in sich: „Der Untergang des Schiffers Kassen Harms am 11. April 1863, nacherzählt nach Akten aus dem Gerichtsarchiv.“ Die Namen von Täter und Opfer wurden vom Berichterstatter verändert – doch auf Norderney wusste vermutlich jeder, wer gemeint war.

 

 

Der Krimi auf den Wellen begann in Bremerhaven, festgehalten in einer Notiz eines Mannes auf der Station des Amtes Unterweser. Er protokollierte, dass der Seefischer Kassen Harms mit seinem Kutter „St. Peter“ den Fang gelöscht hatte und um 20.50 Uhr wieder auf See ging. Mit dem Ziel Norderney, seinem Heimathafen. Die Sonne war bereits untergegangen und der Wind briste auf. Doch der Fischer soll gesagt haben: „Ach wat, lat uns man losgahn.“

Was passierte draußen im Sturm

Ein anderer Fischer, Jann Jannsen Fimmen, ebenfalls von Norderney, hockte in der Kneipe „Muttern Schramm“ gleich an der Pier. „Käpten, Käpten, der Kassen macht los“, rief ein Mitglied seiner Crew. Fimmen, nach Bier und Köm schon mit einiger Schlagseite unterwegs, zahlte eilig seine Zeche. Wenig später legte er ab.

 

Am kommenden Morgen hatte sich der Sturm etwas abgeschwächt. Der Wind trieb zerrissene Wolken über den Himmel, als Fimmen im Hafen von Norderney festmachte. Ein Crewmitglied, der Gehilfe Peter Gerdes, verließ den Kutter eilig mit seinem Bündel Seezeug unter dem Arm und lief Richtung Dorf. Stunde um Stunde verging. Vom anderen Kutter und seiner Besatzung war noch immer nichts zu sehen.

„He, Fimmen, Kapitän!“

Ein kleiner Junge rief vom Dach eines Schuppens. Es war Heiko Harms, der nach dem Boot seines Vaters Ausschau hielt. Es dauerte, bis sich an Bord etwas rührte, dann kam der Fischer an Deck und stolperte über einige Fischkisten. Er war noch immer oder schon wieder betrunken.

„Kapitän Fimmen, hest du min Vader ne sehn?”

Was der Fischer lallte, warum im starken Wind kaum zu verstehen, und  ein Crewmitglied polterte mit Fischkisten. Doch einen Satz konnte der kleine Heiko aufschnappen: „Die Schmierlappen haben uns in der Nacht angesegelt.“ Der Junge rannte nach Hause, um davon seiner Familie zu berichten. Eine Stunde später – so ist es im Jahrbuch wörtlich vermerkt – wusste das ganze Inseldorf, dass sich auf dem Meer etwas Schlimmes ereignet hatte. Eine Kollision vor der Insel.

Männer starren von der Marienhöhe

Die Männer von Norderney standen während des Tages auf der Marienhöhe und hielten vergeblich Ausschau nach der „St. Peter“. Fischer Fimmen lag in seinem Bett und schlief den Rausch aus. Eine Zeugin, die ihm auf seinem Heimweg begegnet war, gab an, dass er „gegen den Wind“ nach Branntwein stank. Als der Vogt – die Gerichtsbarkeit auf der Insel – am kommenden Tag Fimmen zu den Ereignissen befragen wollte, war dieser bereits wieder auf See. Wie auch die Matrosen, die ihn in dieser Nacht begleitet hatte.

Nach einigen Tagen trieben Trümmer der „St. Peter“ an einem Strand auf dem Festland an. Es waren die Schwerter des Kutters – und sie zeigten Spuren eines Stevens. Es bestand kein Zweifel mehr: Dieses Schiff war gerammt worden! Von der Kanzel verkündete der Pastor von Norderney am darauffolgenden Sonntag, dass der Schiffer Kassen Harms, sein Steuermann und ein Matrose den Seemannstod gestorben waren.

Und nun meldeten sich Zeugen…

 

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