Hamburger Hafen: Ist die Elbvertiefung ein riesiger Flop?

Wenige Monate nach Ende der Arbeiten an der Elbvertiefung gibt es wieder massive Probleme für Großcontainerfrachter auf dem Fluss. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, kämpfen Kapitäne und Lotsen von der Mündung bis in den Hamburger Hafen mit sogenannten „Mindertiefen“. Bedeutet: Der Fluss ist weniger tief, als er sein sollte. Ist die Elbvertiefung ein knapp 800 Millionen € teurer Flop?

Erst im Januar war die Elbvertiefung, eines der größten Infrastrukturprojekte der letzten Jahrzehnte, von Hafenbetreibern und Behörden gefeiert worden. Doch wie das Hamburger Abendblatt berichtet, ist nun der Schlick zurück. Seit dem Frühjahr reiht sich eine Anordnung der Schifffahrtspolizei zur Umfahrung bestimmter Gebiete an die andere. Die Großcontainerfrachter sind in verschiedenen Sektoren angehalten, besonders langsam und vorsichtig zu manövrieren. Als besonders problematisch gelten demnach Abschnitte vor Brokdorf und bei Stade.

Ist die Elbvertiefung ein gigantischer Flop?

Nach Informationen des Abendblatts haben die Bundesbehörden  seit Jahresbeginn knapp 250 solcher Verfügungen herausgegeben. Hauptproblem: der Schlick. „Wir können aber nicht mit einem 400 Meter langen Schiff Slalom auf der Elbe fahren“, zitiert die Zeitung einen Kapitän, der namentlich nicht genannt werden möchte. Seeleute und Lotsen fühlten sich von den Bundesbehörden „im Stich gelassen“.

 

Knapp 800 Millionen € kostete die Elbvertiefung. In der Folge wurde die Elbe für Schiffe mit 14,5 Metern Tiefgang tideabhängig und 13,5 Metern Tiefgang tiedeunhängig freigegeben. Ein wichtiges Signal für den Hafen, denn Hamburg hatte in den Jahren zuvor Marktanteile an die Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen verloren. Was die Reedereien auch nutzten: Seit Jahresbeginn nahm die Zahl der Anläufe von Großcontainerschiffen mit einer Kapazität von 18.000 TEU um 9,3% zu. Auch können sie mehr Ladung in die Hansestadt transportieren.

Hamburger Hafen mit vielen Problemen

Was bedeuten nun die neuerlichen Probleme für den Hamburger Hafen? Die Planer hatten anscheinend berechnet, dass Schlick zurück ins Flussbett rutscht. Jeder, der mal den Graben einer Strandburg buddelte, kennt das Phänomen. Anscheinend ist der Effekt aber deutlich stärker eingetreten, als man dies vorausgesehen hatte. Es ist viel mehr Schlick im Fluss.

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Hinzu kommen andere Probleme. Zwei Bagger, die rund um die Uhr schaufeln, kommen nicht gegen die Schlickmengen an. Außerdem fehlen Fachkräfte, vor allem Ingenieure. „Ist die Elbvertiefung ein teurer Fehler“, fragt nicht nur das Hamburger Abendblatt. Nun ist die Sorge groß, dass die großen Reedereien ihre Schiffe umleiten, sobald sie wissen, dass die Elbvertiefung sprichwörtlich in den Sand gesetzt wurde.

Aktionsplan soll helfen

Nach Informationen des Abendblatts bitten die Hafenbetreiber nun das Bundesverkehrsministerium um Unterstützung in der Schlick-Frage. Ein Aktionsplan soll aufgesetzt werden. Auch der Unternehmensverband Hafen Hamburg will demnach in einem Brief an Verkehrsminister Wissing auf die Dringlichkeit hinweisen. Aber die größere Frage ist: Wie lange noch kann man die Elbvertiefung politisch durchsetzen?

Für den Hamburger Hafen ist die Nachricht bereits jetzt eine Hiobsbotschaft. Die Diskussion um den Sinn der strittigen Elbvertiefung dürfte neue Fahrt aufnehmen. Kritiker fürchten, dass durch die Zunahme von Sturmfluten eine Gefahr für die Hansestadt bestehe. Umweltverbände folgen wegen der Auswirkungen auf den Naturraum Elbe ohnehin schon längst, die Baggerarbeiten zu stoppen. Und der Streit, wohin der Schlick verklappt werden soll, ist ein weiteres Problemfeld…

 

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