Stefans Geschichten: Was lernen wir aus der Fremantle Highway?

Die Fremantle Highway liegt im sicheren Hafen von Eemshaven. Beinahe ist es ein Wunder. Doch die Frage ist: Was lernen wir aus diesem Unglück, das eine riesige Katastrophe auf der Nordsee hätte geben können?  Darum geht es in Stefans neuer Geschichte vom Meer.

Ich hatte, um ehrlich zu sein, nicht gedacht, dass der brennende Autofrachter „Fremantle Highway“ zu retten war. Als die ersten Fotos kamen, vom stark brennenden Schiff, das schon leicht nach Steuerbord krängte, war vom Schlimmsten auszugehen.

Lehren aus der „Fremantle Highway“

Das Schlimmste: 1.6 Millionen Liter Schweröl in der Nordsee und 3800 direkt vor dem Weltnaturerbe Wattenmeer geparkte Autos. Eine Katastrophe unglaublichen Ausmaßes. Mehrere Autofrachter brannten in den letzten Monaten, darunter die „Felicity Ace“ mit 4000 Fahrzeugen im Altantik. Sie alle sanken.

Dass die „Fremantle Highway“ nun nicht auf dem Grund des Meeres, sondern im Hafen von Eemhaven liegt, haben wir den niederländischen Rettern zu verdanken. Fachleuten, die im richtigen Moment das Richtige taten. Die aufhörten, die Außenhaut zu kühlen, weil sie fürchteten, das Löschwasser könnte die Stabilität gefährden. Die den Havaristen auf eine sichere, provisorische Position vor Schiermonnikoog zogen.

Mut und Können der Retter

Die Retter bewiesen Nerven und Können und jede Menge Mut. Mehrfach an Bord eines brennenden Frachters zu gehen, um eine Schleppverbindung herzustellen: Dafür braucht es Courage, die Absolventen der YouTube-Akademie, also jenen, die in den Sozialen Netzwerken blitzschnell vom Nationaltrainer und Außenpolitikexperten zum Nordsee-Bergungsprofi umgeschult hatten, abgeht.

Brennender Autofrachter Fremantle Highway.  Foto: Nederlandse Kustwacht

 

Auch Peter Berdowski, Chef des Bergungsunternehmens „Boskalis“ bewies Rückgrat. Er setzte mit seinen Aussagen in einer TV-Sendung im niederländischen Abendprogramm den zuständigen Minister unter Druck, zügig zu handeln, bevor ein Sturm aufzog. Kurz nach Mitternacht startete die Operation.

Wie kann man dieses Unglück verhindern?

Was kann getan werden kann, um das Risiko weiterer Unglücke dieser Art zu verkleinern? Die SPD in Bremen schreibt schon mal einen offenen Brief an den Bundesverkehrsminister, in dem sie fordert, E-Autos als Gefahrgut zu behandeln. Anscheinend haben die Genossen seherische Talente, denn zur Brandursache gibt es bislang nur Spekulationen und jede Menge Populismus. Eine Entscheidungsgrundlage gibt es erst, wenn die Experten berichten.

Mehr Sinn macht eine Forderung, die das Land Niedersachsen, Inselbürgermeister und Umweltschützer seit der Havarie der „MSC Zoe“, die im Januar 2019 knapp 400 Container verlor, erheben. Sie ist ganz einfach: Lasst die richtig großen Pötte oder solche mit gefährlicher Ladung auf einer Route weiter vor der Küste fahren! Das kostet nichts und ist nur logisch. Weil es Rettern im Falle eines Problems mehr Zeit gibt, ihren Job zu machen.

 

 

Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag. Vorher war er Polizeireporter für die Chicago Tribune und arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie max, Stern und GQ von Uganda bis Grönland. Gerade erschien sein neues Buch: „Muss das Boot abkönnen“.

 

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