Ankerherz History: Die Todesfahrt der Vegesack
2. Dezember 1909, ein schwerer Sturm zieht über den Norden. Auf der Nordsee geraten zwei Küstensegelschiffe in Seenot. Die Besatzung des Ruderrettungsboots Vegesack macht sich auf den Weg durch die Wellen, um die Schiffbrüchigen zu retten. Der mutige Einsatz endet in einer Katastrophe.
Wer heute mit Seenotrettern über die Einsätze vergangener Zeiten spricht, der hört oft einen Ausdruck: „Respekt“. Tiefsten Respekt vor dem Mut und der Willenskraft, mit der die Seenotretter früherer Generationen versuchten, Menschen in Not zu helfen. In offenen Booten ruderten die Männer durch die Brandung, völlig ungeschützt vor der Gischt und dem Wind. Nur mit der Kraft ihrer Muskeln kämpften die Seenotretter mit Sturm und Wellen. Die Einsätze waren nicht nur kräftezehrend, sondern auch lebensgefährlich.
Die Retter trugen neben dem Ölzeug Schwimmwesten aus Kork, die aussehen, als würden sie eher behindern, als aufzuschwimmen. Als Proviant gab es ein Stück Speck, etwas Schnaps und eine Dose Trockenobst. Die ersten Seenotretter waren echte Helden, denn es war nie sicher, dass sie vom Einsatz zurückkehren würden.
Die Katastrophe der Vegesack
Ein Einsatz, der in der Katastrophe endete, ereignete sich am 2. Dezember 1909. Zwei Küstensegelschiffe waren in der Außenjade gestrandet und in Seenot. Die Besatzung des Ruderrettungsboots „Vegesack“ macht sich auf den Weg. Zuerst geht alles gut. Neun Schiffbrüchige klettern an Bord des Bootes, doch der Sturm nimmt immer weiter zu. Weil sie merken, dass sie es nicht in den Heimathafen schaffen, steuern die Retter die unbewohnte Insel Minsener Oog. Zwei Tage kämpfen sie gegen den Orkan, und man kann sich kaum vorstellen, was sie durchlitten. Sechs Schiffbrüchige und ein Rettungsmann verlieren bei diesem Sturm ihr Leben.
Der 2. Dezember 1909 ist neben dem Unfall der Adolph Bermpohl im Februar 1967 eines der schwersten Unglücke in der Geschichte der deutschen Seenotretter. 45 Männer blieben seit Gründung der DGzRS auf See. Wir verneigen uns vor dem Mut und dem Einsatz der Retter – damals wir heute.
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