Coronavirus: Sylt, Amrum und Föhr wollen vorsichtigen Weg

Die Frage beschäftigt eigentlich alle, aber besonders für die Menschen auf den Inseln ist sie wichtig. Wie schnell und wie weit können die Lockerungen in Sachen Coronavirus gehen? Wegen der vergleichsweise dünnen medizinischen Infrastruktur gelten die Inseln im Falle eines Ausbruchs als besonders gefährdet. Sylt, Föhr und Amrum wollen nun einen vorsichtigen Weg einschlagen.

Bereits zu Wochenbeginn hast die Insel Sylt in einem schreiben an Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen (CDU) die Bitte geäußert, das aktuell geltende Betretungsverbot für Tagestouristen auf den Inseln zu verlängern. Die beiden anderen nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum haben sich diesem Anliegen nun angeschlossen.

„Der Boom im Deutschlandtourismus war zu erwarten und freut uns natürlich nach einer wochenlanger Durststrecke mit ausgefallener Ostersaison, sehr„, sagte eine Sprecherin der Föhr Touristik. Oberstes Ziel sei es aber, dass alle Gäste einen sicheren Aufenthalt hätten – und gesund blieben.

Die medizinische Versorgung der Inseln sei grundsätzlich gut. Sie seit aber nicht auf Ausnahmesituationen ausgelegt. „Eine solche Ausnahmesituation haben wir mit der Corona-Pandemie jedoch.“ Man habe auf den angekündigten Dreifstufenplan gehofft. „Jetzt alles von 0 auf 100 Prozent hochzufahren, würde unsere Infrastruktur völlig überfordern.“ Man hoffe daher, „dass der Kreis Nordfriesland unserer Bitte nachkommt und eine entsprechende Sonderregelung ausspricht.“

Mit anderen Worten: Gäste gerne, aber mit Augenmaß – um die Inselbevölkerung zu schützen.

Auf den ostfriesischen Inseln gibt es in indes Diskussionen über die hohe Dichte der Besucher und deren Verhaltens. Auf der Facebook-Seite von Ankerherz beteiligten sich mehr als 2500 User an einer Debatte über eine Mail, die wir  erhielten. Sie lautet wörtlich:

„Liebes Ankerherz-Team,

ich wende mich an euch, da ich vermute, dass ich hier auf das meiste Verständnis stoßen werde. In diversen Gruppen etc. wird man ja direkt beschimpft.

Ich komme von einer ostfriesischen Insel mit ca. 6000 Einwohnern, in der Saison können das mal eben bis zu 70.000 Leuten werden. Was hier seit Montag, nachdem es die Lockerungen gab, los ist: schon jetzt nicht mehr normal. Es frustriert mich und macht mich wütend. Ich bin eine von ca. 60 Ehrenamtlichen hier in der Feuerwehr und ich denke, ich kann für sämtliche meiner Kameraden, sowie sämtliche Pfleger/-innen aus Altenheim, Krankenhäusern, Rettungsdienstpersonal, Arztpraxen usw. sprechen.

Unsereins sitzt, um andere zu schützen, seit Wochen zu Hause, beschränkt Einkäufe, Termine etc. aufs absolute Minimum, von sozialen Kontakten gar nicht zu sprechen. Und wir machen das gerne, ohne uns zu beschweren. Wir wissen, was daran liegt, dass wir fit bleiben. Auch wir vermissen unsere Freunde, Familien und Kameraden, würden gerne wieder zum Sport oder zu unseren Vereinen gehen oder ja: auch gerne einfach mal wieder im Café sitzen. Aber das ist Okay. Nicht auszumalen, was wäre, wenn wir nicht mehr fit sind.

Was nicht Okay ist und was einen so unfassbar wütend macht, sind die Menschen, die trotz der vielen Lockerungen nicht zufrieden sein können.

Es wird sich entrüstet und beschwert, was das Zeug hält. Dass man einen Mund-Nasen-Schutz in den Läden tragen muss, dass man einen Einkaufswagen nehmen muss, dass man nicht „Urlaub machen darf wie man will“, dass noch nicht jeder auf die Insel darf, usw., usw.. Man hört es den ganzen Tag, in den sozialen Medien oder live hier auf der Insel. Rücksichtnahme? Keine Spur, eine Geschubse und Gedrängele auf der Fähre, zu fünft nebeneinander auf dem Gehweg, hordenweises Anstehen ohne Mindestabstand.

Es kommen immer mehr und mehr Menschen auf unsere kleine Insel mit ihren begrenzten Kapazitäten. Es wird nach immer mehr Lockerungen geschrieen und ein Großteil in Akkordzeit sogar davon umgesetzt, ich kann es einfach nicht verstehen.

Eventuell lassen sich all die Menschen, die nur nach „Mehr“ schreien, sich dies nur mal fünf Minuten durch den Kopf gehen, was ich hier geschrieben habe und was ein Großteil der Menschen für andere macht, OHNE sich ein einziges Mal zu beschweren und ihr Handeln überdenken.

Ich hoffe, wir bleiben alle gesund. Danke.“

 

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