Die Lage auf See: Avontuur rettet Geflüchtete aus Seenot
Die Crew des Frachtseglers Avontuur hat südlich der Kanarischen Inseln 16 Menschen aus Seenot gerettet. Ein chinesischer Frachter ist gesunken. Und in Irland diskutiert man nach einer Rettungsaktion für zwei leichtsinnige Surfer im Sturm über die Gefährdung von Einsatzkräften. Die Lage auf See am Sonntag, den 1. März.
Wir haben im Ankerherz Blog mehrfach über den Frachtsegler Avontuur berichtet, der Fracht nur mit der Kraft des Windes über die Meere bringt (Blog: das sauberste Frachtschiff der Welt). Das Schiff mit Heimathafen Elsfleth befindet sich aktuell auf dem Weg in Karibik, etwa 80 Seemeilen südlich der Kanarischen Inseln. Am Morgen des Freitags meldete der Ausdruck ein treibendes, offenes Boot. Die Crew hörte verzweifelte Rufe und Pfiffe. Sofort wurden die Segel geborgen und der Kapitän leitete ein Rettungsmanöver ein.
16 Geflüchtete in Seenot
16 teils sehr geschwächte Menschen kamen an Bord, elf Männer und fünf Frauen. Sie waren im kleinen Holzboot bereits seit zehn Tagen auf der See. Ihre Lage: verzweifelt. Wasser und Nahrungsmittel waren bereits vor drei Tagen ausgegangen, es gab kein Benzin mehr für die Außenbordmotoren. Das Boot trieb immer weiter auf den Atlantik hinaus. „Der Gesundheitszustand der Geretteten war schlecht. Teilweise waren sie stark dehydriert und durch den Nahrungsentzug geschwächt“, heißt es in einer Mitteilung. Ein Mann war stark unterkühlt; mangelnde Hygiene und fehlende Bewegungsfreiheit an Bord des kleinen Bootes hatten zu offenen Stellen geführt. Ein Martyrium.
An Bord kümmerte sich die Crew der Avontuur sofort um die Geflüchteten. Man gab ihnen Nahrung, Wasser, Kleidung und warme Decken. Unter einer provisorischen Deckdusche konnten sich die Geretteten reinigen und die Salzkrusten vom Körper waschen. Ein spanischer Rettungskreuzer nahm die Menschen wenige Stunden später auf und brachte sie nach Gran Canaria. Fünf Gerettete kamen sofort in ein Krankenhaus. Die Avontuur lief den Hafen von Puerto Mogán an, um auf Empfehlung der spanischen Behörden desinfiziert zu werden. Die Crew ist wohlauf. Nach einer kleinen Pause soll die Fahrt am heutigen Sonntag fortgesetzt werden.
Wir von Ankerherz wünschen der Crew alles Gute! Respekt für diese vorbildliche Rettungsaktion. Ohne diese Hilfe wären 16 Menschen qualvoll gestorben.
Chinesischer Frachter gesunken
Ein chinesischer Frachter ist nach der Kollision mit einem Fischerboot nordöstlich der japanischen Hauptinsel Honshu im Pazifik gesunken. Nach dem Zusammenstoß kam es zu einem starken Wassereinbruch. Auch soll die Ladung verrutscht sein. Die Guo Xing befand sich mit Schrott auf dem Weg nach Korea. Bislang konnte nur ein Seemann gerettet werden; 13 Crewmitglieder werden vermisst. An Bord des Fischereibootes gibt es nach Medienberichten keine Verletzten.
Irland: Surfer aus Seenot gerettet
Die irische Küstenwache hat zwei Surfer gerettet, die im Atlantik vor Sligo in ernsten Schwierigkeiten waren. Es muss sich um eine schwierige Operation bei hohen Wellen im Sturm gehandelt haben. Zum Zeitpunkt des Unglücks war von den Behörden eine Warnung der Stufe „Orange“ ausgeben worden, die man später sogar auf „Rot“ hochsetzte.
Nach Berichten irischer Medien wurden an anderen Stränden sogar Schwimmer im Wasser gesichtet – trotz eindringlicher Warnungen, das Baden wegen Lebensgefahr zu unterlassen. Die irische Küstenwache appelliert an die Öffentlichkeit, die Sicherheitshinweise Ernst zu nehmen und sich nicht in Gefahr zu begeben. Wegen Sturm Jorge kam es in einigen Gegenden Irlands zu Stromausfällen. Ein Sturm nach dem anderen zieht in diesen Monaten über Irland und die Britischen Inseln.
Jaw dropping to hear @IrishCoastGuard helicopter had to rescue 2 surfers in Sligo. Surely the surfers should have to pay for the rescue operation – it was a reckless decision, putting rescuers lives at risk
— Des Cahill (@sportsdes) February 29, 2020
In der irischen Öffentlichkeit und in den Sozialen Medien ist eine Debatte über das Thema Verantwortung entbrannt. Einige Kommentatoren wie etwa der bekannte TV-Moderator Des Cahill sind wütend, dass sich die Rettungskräfte wegen des Leichtsinns anderer selbst in Gefahr begeben müssen. Cahill fordert, dass die leichtsinnigen Surfer die Kosten der Rettungsaktion übernehmen müssen. Vielleicht ein erster Schritt, diesen Leichtsinn zu unterbinden, der Retter in Gefahr bringt.
In Kapitäne erzählen Seeleute aus ihrem Leben. Sie haben wütende Stürme überstanden und den Einschlag einer Monsterwelle. Sie prügelten sich in Havanna, desertierten auf dem Mississippi und strandeten in Wales. Sie legten sich mit einem russischen Kriegsschiff an und hatten einen blinden Passagier an Bord. Einer ist ein Held, der für seine Überzeugung ins Gefängnis ging. Einer ist die jüngste Frau Deutschlands auf der Brücke. Kapitäne gibt es überall im Handel und hier bei uns, in der Rubrik Bücher über das Meer.
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