Frachter Cap San Lorenzo hat Hamburg verlassen

Der Containerfrachter „Cap San Lorenzo“ hat den Hamburger Hafen verlassen. Nach einer Auslaufverfügung der Behörden – ein höchst seltener Vorgang – legte das Schiff am Mittwochabend um 20:45 Uhr im Waltershofer Hafen. Nach Angaben der Reederei Hamburg-Süd steuert der Frachter nun Bremerhaven ab, um einen Teil des gefährlichen Ammoniumnitrats abzuladen.

Die Aufregung im Hamburger Hafen war groß: Kein Schiff darf die Hansestadt mit mehr als 500 Tonnen Ammoniumnitrat an Bord anlaufen. Nach Informationen des „Hamburger Abendblatts“ hatte der Frachter „Cap San Lorenzo“ aber das Doppelte der erlaubten Menge geladen. Beamte der Wasserschutzpolizei waren bei einer Kontrolle darauf aufmerksam geworden.

Ammoniumnitrat ist eine explosive Fracht. Bei einer gewaltigen Detonation in Beirut waren im August 2020 nach Schätzungen von Experten 2750 Tonnen Ammoniumnitrat in die Luft gegangen. Mindestens 190 Menschen starben, tausende wurden zum Teil schwer verletzt. Große Teile des Hafens und angrenzende Viertel wurden zerstört. Die schockierenden Videos der Druckwelle gingen um die Welt.

Cap San Lorenzo läuft Bremerhaven an

Das 330 Meter lange Schiff mit der gefährlichen Chemikalie sollte den Hamburger Hafen daraufhin „unverzüglich“ verlassen. Die Behörden erließen eine sogenannte „Auslaufverfügung“. Ein höchst seltener Vorgang. Bis zum Ablegen stellte die Hamburger Feuerwehr eine Wache. Um 20.45 Uhr warf die Crew des Containerfrachters am Eurogate die Leinen los. Die Verzögerung von mehreren Stunden hatte nautische Gründe: Mit 333 Metern Länge und 48 Metern Breite gehört die „Cap San Lorenzo“ zur Kategorie sehr großer Schiffen, deren Fahrten über die Elbe präzise koordiniert werden müssen. Nur in „Begegnungsboxen“ ist ausreichend Platz, damit zwei Containerriesen einander passieren können.

Ein Hamburg-Süd-Sprecher erklärte auf Anfrage des Hamburger Abendblatts, dass die „Cap San Lorenzo“ nun Bremerhaven anläuft. In der Seestadt gilt kein so strenger Grenzwert wie in Hamburg. Danach werde das Schiff nach Hamburg zurückkehren. Die Frage lautet nun: Wie konnte es zu einer derart großen Überladung kommen?

Politische Diskussion entbrannt

Das Schiff kam aus Santos in Brasilien und hatte noch in Tanger angelegt, bevor es Hamburg anlief. Ein Sprecher der Reederei erklärte es mit einer Frachtkooperation mit einer anderen Reederei. „Das hätte uns trotzdem auffallen müssen“, sagte er dem Abendblatt.

Der Vorgang hat bereits gestern eine politische Ebene erreicht. „Die Explosion im Hafen Beiruts war ein schreckliches Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Ammoniumnitrat unsachgemäß gelagert wird“, sagt Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Linksfraktion. Ein mit Ammoniumnitrat völlig überladenes Schiff im Hamburger Hafen mache „überdeutlich“, dass für die Sicherheit der Menschen in der Hansestadt mehr getan werden müsse.

Er forderte eine genaue Aufarbeitung, wie es zur Überladung kommen konnte. Jersch lobte das Handeln der Behörden. Die Auslaufverfügung sei die „richtige Antwort gewesen, um Gefahren für die Menschen zu minimieren.

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