Frachter norddeutscher Reederei rettet 32 Geflüchtete im Mittelmeer
Der Crew des Frachters „Karina“ der norddeutschen Reederei Klingenberg hat am Montag 32 Geflüchtete im Mittelmeer gerettet. Das Schiff befand sich auf dem Weg von Malta nach Benghazi, als der Notruf eintraf. Ein Rettungsschiff der NGO Sea-Eye leistete wenig später Hilfe. (Fotos: Sea-Eye.)
Die Lage in internationalen Gewässern war für 32 Geflüchtete verzweifelt. „Das Boot drohte zu kentern. Die Menschen hätten das nicht überlebt. Der Wellengang erreichte inzwischen vier Meter. Aus eigener Kraft hätten sie nirgends mehr ankommen können.“ So beschreibt Vasyl Maksymenko, der ukrainische Kapitän der „Karina“, die Lage in einer Mitteilung von Sea-Eye.
Rettung in vier Meter hohen Wellen
Das Rettungsschiff „Sea Eye 4“ war zu diesem Zeitpunkt rund 50 Stunden von dem Notfall entfernt. Entsprechend konnte die Crew keine Soforthilfe leisten. Das Rettungsschiff und die Einsatzleitung waren jedoch in die Korrespondenz zum Seenotfall eingebunden. Die Besatzung der Sea Eye 4 bot der Brücke des Handelsschiffs Unterstützung an. Gleichzeitig kontaktierte die Einsatzleitung die Reederei in Ellerbek.
Ukrainischer Kapitän handelt sofort
Reeder Thies Klingenberg war sich der schwierigen Situation sofort bewusst. „Es ist nicht das erste Mal, dass wir Menschen aus dem Mittelmeer retten. Unsere Schiffe sind jedoch nicht für die Verpflegung und die medizinische Behandlung von Schiffbrüchigen geeignet“, sagt Klingenberg. Am Montagnachmittag baten die Reederei und Kapitän Maksymenko die Sea Eye 4 offiziell um Hilfe. „Der Flaggenstaat von Karina, Antigua und Barbuda, hat die Genfer Flüchtlingskonvention unterzeichnet“, schrieb Kapitän Maksymenko. Man müsse die Menschen an einen sicheren Ort bringen.
An einen sicheren Ort. Libyen scheide daher aus.
Die Kapitäne der „Karina“ und die „Sea Eye 4“ vereinbarten einen Treffpunkt. Am Dienstagmittag trafen sie sich rund 55 nautische Meilen vor der libyschen Küste. Ein Ärzteteam und der Einsatzleiter gingen an Bord der Karina, um die Situation einzuschätzen. Die Geretteten harrten nach eigenen Angaben mindestens drei Tage auf ihrem Holzboot aus. Sie gingen an Bord des Rettungsschiffs. Wegen Unterkühlung und Dehydrierung werden mehrere Geflüchtete derzeit im Bordhospital behandelt.
Geflüchtete auf dem Weg nach Malta
„Wir haben genügend Proviant, Unterkünfte und ein Bordhospital. Wir können eine solche Anzahl von Menschen für eine kurze Zeit sicher an Bord nehmen“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. Das Schiff der NGO wird nun Malta ansteuern, den nächstgelegenen EU-Mitgliedsstaat.
Die Fahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres mindestens 354 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
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