Havarie der Ever Given: Kanalbehörde belastet Kapitän

Was ist der Grund für die Havarie der Ever Given im Suezkanal? Tagelang blockierte der Großcontainerfrachter einen der wichtigsten Seefahrtswege der Welt und brachte globale Lieferketten durcheinander (hier lesen). Nun hat die Kanalbehörde einen Bericht veröffentlicht – und belastet den Kapitän.

Wie der führende Ermittler der Kanalbehörde bekanntgab, habe das Schiff laut Aufzeichnungen bei der Einfahrt in den Suezkanal nach rechts gedreht. Der Kapitän habe es zurück in die Mitte lenken wollen – dabei aber zu viele Befehle gegeben.

„Er gab zu viele Befehle in sehr kurzer Zeit. Etwa acht Befehle in zwölf Minuten, was dem Schiff nicht genug Zeit zur Ausführung lässt. Das Schiff ist sehr groß, und es reagiert langsam“, sagte Sajid Schaischa, führender Ermittler. Technische Probleme des Frachters habe es nicht gegeben.

Wer ist Schuld an der Havarie der Ever Given?

Auch die häufig geäußerte Theorie, dass starker Seitenwind und schlechtes Wetter ursächlich für die Havarie waren, wiesen die Ermittler zurück. Vor Einfahrt der „Ever Given“ hätten mehrere Schiffe mit ähnlicher Ladung und Größe den Suezkanal problemlos durchfahren.

Die Ergebnisse ihrer Ermittlungen hat die Kanalbehörde unter anderem an die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) mit Sitz in London geschickt und an den japanischen Eigentümer der Ever Given. Der juristische Streit, wer für die Ausfälle aufkommt, geht derweil weiter.

Kanalbehörde fordert mehr als halbe Milliarde Dollar

Die Kanalbehörde fordert wegen wirtschaftlicher Verluste, Arbeiten zur Freilegung des Frachters und Schäden am Kanal rund 550 Millionen Dollar (451 Millionen Euro) Schadensersatz. Sie hat die „Ever Given“ beschlagnahmen lassen und will die Weiterfahrt erst bei einer Einigung erlauben. Ein Wirtschaftsgericht in der Stadt Ismailia hat das Verfahren nach einer Anhörung um rund drei Wochen vertagt.

Dieser Justizkrimi geht also mit Sicherheit noch einige Zeit weiter. Das große Schiff mitsamt der Ladung liegt derweil auf dem Großen Bitterste fest. Auch für die Crew ist es eine Zeit des Wartens.

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