„Kein Krieg, aber ein Kampf.“ Dauerstreit um Fischerei eskaliert

Französische Trawler im Hafen von Port-en-Bessin

Der Streit um Rechte in der Fischerei nach dem Brexit eskaliert weiter. Frankreich hat gestern Nacht einen britischen Trawler in den Hafen von Le Havre eskortiert und einen weiteren verwarnt. „Es ist kein Krieg, aber ein Kampf“, sagt Annick Girardin, Frankreichs Ministerin für Meeresangelegenheiten.

Im seit Monaten andauernden Streit geht es um die Frage, wie viele ausländische Fischer nach dem Brexit in britischen Gewässern fangen dürfen. Die Rechte der Fischer waren ein zentrales Motiv der schmierigen Brexit-Kampagne. Auch auf französischer Seite wird die Verteidigung der Rechte wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl emotional diskutiert. An dieser Stelle brechen auch uralte Ressentiments zwischen Franzosen und Briten durch.

2021 fühlt sich manchmal an wie 1821.

Paris wirft London vor, in den Brexit-Verhandlungen getroffene Vereinbarungen zu missachten. Auch nach zehn Monaten intensiver Verhandlungen fehlten Fanglizenzen für europäische Fischer. Dabei geht es auch um die fischreichen Gewässer rund um die Insel Jersey, die zur britischen Krone gehört. Deutlich zu wenigen Booten sei eine Lizenz erteilt worden, klagt die Regierung in Paris. 216 Fischern stünden die Lizenzen zu, nur 100 wurde sie erteilt.

Streit um Fischerei eskaliert

London argumentiert, dass Lizenzen nur vergeben werden, wenn die Fischer anhand ihrer GPS-Daten nachweisen können, dass sie bereits vor dem Brexit in den Gewässern fischten. Was nach der Argumentation Frankreichs aber die Skipper kleiner Boote oft nicht können. In den Brexit-Verhandlungen wurde offenkundig versäumt, diese Frage zu definieren.

Paris zeigt sich so verärgert über das Handeln der Regierung von Boris Johnson, dass man Sperren französischer Häfen für britische Trawler ankündigt. Die Franzosen fangen mehr Fisch in britischen Gewässern, doch Frankreich ist ein wichtiger Markt für britischen Fisch: 561.1 Millionen Pfund verdienten Großbritanniens Fischer 2019 auf dem französischen Markt, was 27.7% ihres Exports ausmachte.

Kein Strom mehr für Jersey?

Am 2. November sollen auf französischer Seite scharfe Zoll- und Sicherheitskontrollen starten. Sowohl für Fischereifahrzeuge, als auch für Lastwagen. „Wir werden keine Toleranz zeigen, keine Nachsicht“, sagte Europa-Staatssekretär Clément Beaune dem Sender CNN. Immer wieder drohen französische Politiker sogar damit, Stromlieferungen nach Großbritannien zu überdenken und die Verbindung nach Jersey zu kappen.

Was wiederum die britische Regierung empört. Sie hat für diesen Fall „Gegenmaßnahmen“ angekündigt.

 

Aus der Normandie mitgebracht haben wir den Kaffee der alten Fischer. In den Fischerdörfern der Normandie gibt es eine spezielle Bezeichung für ein Tässchen Kaffee: „Le ptit mic“. Das ist der Kaffee, den man mal eben zusammen mit Freunden trinkt, der Kaffee, für eine kleine Pause von der Arbeit oder vor dem Auslaufens mit dem Trawler. So lecker – hier könnt ihr ihn ab sofort bestellen!

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