Kirkjubour – der vielleicht friedlichste Ort der Welt
Es ist der dritte Tag unserer Skua-Tour nach Island und wir haben den vielleicht friedlichsten Ort der Welt erreicht. So kommt mir das jedenfalls vor. Kirkjubour, eine abgelegene Siedlung an der Südwestküste Streymoys auf den Färöer. Für mich ein Sehnsuchtsort.
Kirkjubour ist immer ein Höhepunkt auf der Reise, die wir nach der großen Raubmöwe des Nordatlantiks benannt haben. Doch etwas ist anders an dieser Skua-Tour nach Island.
Ich bin froh, auf See sein zu dürfen. 1640 Seemeilen sind es von Hirtshals im Norden Dänemarks nach Seydisfjördur an der Ostküste Islands. Um Häfen geht es nicht bei dieser Reise. Sondern um das Abenteuer Nordatlantik. Um gemeinsam Shantys zu singen, Geschichten vom Meer zu hören und das Erlebnis, in einer Gruppe von Ankerherz zu reisen.
Der kleine Frieden von Kirkjubour
Das große Meer ist auf dieser Tour ruhiger als sonst, vor allem im Vergleich zu den Orkanfahrten, die wir im November erlebten: Als wir im letzten November mit dem Bus in den Hafen im Norden Dänemarks kamen, flog die Gischt über die Wellenbrecher. Es waren wirkliche Sturmtouren, mit bis zu zehn Meter hohen Wellen und Beaufort 11. Auf der Rückreise steuerte der Kapitän die Norröna in das Auge des Sturms, in dem wir Richtung Dänemark zurück schaukelten (HIER geht es zur Geschichte).
Nun liefen wir bei glatter See in Hirtshals aus. Erlebten einen Sonnenuntergang, der zu den schönsten zählt, die ich je gesehen habe. Das Abendlicht spiegelte sich auf dem Skagerrak und die letzten Momente, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand, waren spektakulär. Erst vor Shetland kam Bewegung ins Schiff. Der Wind briste auf und achterliche Seen ließen die Norröna rollen. Typisch Nordatlantik.
Zurück nach Kirjubour. Die alte Kirche, vor der verwitterte Steine im Wind stehen, besuchten wir vor einigen Jahren zum ersten Mal mit Kapitän Schwandt. Wir arbeiteten auf See an seiner Biografie Sturmwarnung und suchten einen besonderen Ort, um Fotos zu machen. Seither komme ich immer wieder hierhin.
Seit 1111 siedeln Menschen auf diesem wilden Flecken am Meer, manche sagen, sogar noch länger. Es ist ein Ort der Mythen und Legenden, von Wikingern und Bischöfen. Ich wandere einen Küstenweg entlang die Klippe hinaus. Möwen kreischen und ein paar große Raben. Ich höre die Wellen, die unten an den Fels schlagen.
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