Rettungsschiff Sea Eye 4 legt mit 106 Geretteten endlich auf Sizilien an

Das Rettungsschiff Sea Eye 4 ist mit 106 Geretteten an Bord im Hafen Augusta auf Sizilien eingelaufen. Die NGO aus Regensburg zeigte sich erleichtert. Schlechtes Wetter erschwerte die erste Rettungsmission des Jahres. Malta hatte die Ausschiffung der geflohenen Menschen – darunter viele Frauen und Kinder – mehrfach abgelehnt.

Zu der Entscheidung der maltesischen Behörden gab es deutliche Kritik, unter anderem von Dr. Harald Kischlat, Vorstand von German Doctors e. V: „Die Geflüchteten an Bord der SEA-EYE 4 haben viele Tage auf hochseeuntauglichen Booten ausgeharrt. Sie sind unterkühlt, seekrank, traumatisiert. Es ist unverantwortlich und menschenunwürdig, diesen Menschen den Zugang zu einem sicheren Hafen unnötig lang zu verweigern.

Deutliche Kritik an Malta

German Doctors e. V. verantwortet die medizinische Versorgung der Geflüchteten auf der Sea Eye 4. Die Organisation unterstützt Sea-Eye beim Betrieb des Bordhospitals. Regelmäßig sind auch ein Einsatzarzt oder eine Einsatzärztin an Bord des Rettungsschiffs.

Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V. , forderte eine schnelle Änderung der Politik gegenüber allen schutzsuchenden Menschen. Ansonsten komme man in Erklärungsnot und müsse sich den Vorwurf von systematischen Rassismus gefallen lassen, der die Rettung Flüchtender aus Afrika und Asien erschwere.

Kooperation mit libyschen Milizen

So müssten zivile Rettungsschiffe noch immer tagelang auf Ausschiffungshäfen für Schutzsuchende warten. Oder wie im Falle der SEA-EYE 4 vor Malta sogar mit Ablehnungen rechnen. „Noch immer sind sich die EU-Mitgliedstaaten bei der Verteilung weniger tausender Menschen uneinig. Noch immer verweigern maltesische und italienische Rettungsleitstellen die Koordinierung für Seenotfälle“, heißt es in einem Statement. Die europäischen Behörden kooperierten mit der sogenannten libyschen Küstenwache, um Menschen von der Flucht aus dem Bürgerkrieg in Libyen abzuhalten.

 

Alle Menschen haben das Recht, Schutz und Asyl innerhalb der EU zu suchen. Die Hautfarbe, das Geschlecht, die Herkunft, die Religion oder die politische Überzeugung dürfen für europäische Behörden und die Politik kein Grund sein, einen Unterschied zu machen. Die Menschenrechte sind da unmissverständlich“, schreibt Isler. (HIER für Sea Eye spenden).

Sea Eye läuft Sizilien an

Nach Aussagen der Hilfsorganisation ertranken in der vergangenen Woche 90 Menschen vor Libyen. Nur vier Menschen überlebten. Sie seien illegal vom Handelsschiff Alegria 1 zurück nach Libyen gebracht worden, wo ihnen Inhaftierung, Folter und der Tod drohen. Ohne Chance auf ein faires Asylverfahren.

Ein ukrainischer Kapitän des Handelsschiffes Karina entschied sich nur wenige Tage vorher mit Verweis auf die Genfer Flüchtlingskonvention, die SEA-EYE 4 um Unterstützung zu bitten, statt seinen Kurs nach Benghazi fortzusetzen. (Wir berichteten HIER im Ankerherz Blog).

Traurige Bilanz:  In 2022 verloren bisher 467 Menschen ihr Leben, bei dem Versuch das Mittelmeer zu überqueren, um Schutz und Freiheit in Europa zu finden.

Ein paar Worte von uns: Malta ist eine schöne Insel, die wir wirklich mögen. Solange die maltesischen Behörden aber diese menschenverachtende Politik umsetzen, die europäische Werte missachtet, werden wir lieber einen Urlaub auf einer Verkehrsinsel als auf Malta verbringen.

 

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