Seemannsdiakon Sturm: Seemannssonntag und Würde

Fiete Sturm ist Hamburgs Seemannsdiakon. Im neuen Ankerherz Blog schreibt der Leiter der Seemannsmission Altona aus seinem Alltag. In der ersten Folge geht es unter anderem um den Seemannssonntag, eine Tradition auf See. Wir freuen uns über das neue Mitglied in der Ankerherz Familie. Herzlich Willkommen!

Von Fiete Sturm

„Moin! Wer bin ich und was mache ich eigentlich hier? Diese Frage stellte sich mir, als klar wurde, dass ich von nun an regelmäßig einen Ankerherz-Blog schreiben werde. Ich möchte versuchen, Euch (in den Seemannsmissionen duzen wir uns alle) einen Einblick zu geben, was ihr an dieser Stelle in Zukunft erwarten könnt.

Ich heiße Fiete Sturm, Jahrgang 1982, und bin seit fünf Jahren Seemannsdiakon bei der Deutschen Seemannsmission Hamburg-Altona e.V.. Meine Kollegen und ich kümmern uns um Seeleute während ihres Aufenthaltes im Hamburger Hafen. Wir bieten Unterkunft, Seelsorge und einen Ort, an dem sie einfach mal wieder Mensch sein dürfen. Und nicht wie Teilchen in einer gut geölten Maschinerie funktionieren müssen.

Den Seeleuten Würde zurückgeben

Dabei empfinde ich es als Geschenk, viele spannende Menschen aus der aller Welt kennenzulernen. Seeleute mit ganz unterschiedlichen Schicksalen. Aber auch Kollegen von allen Kontinenten, die es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht haben, den Schiffsbesatzungen ihre menschliche Würde zurück zu geben.

Es geht um Themen wie Einsamkeit, körperliche und seelische Belastung. Es geht um Angst, Heimweh und auch Unrecht. Aber ich würde lügen, wenn ich sage, dass die moderne Handelsschifffahrt nur von Entbehrungen und Unbill geprägt ist. Die Freude an der Seefahrt, der Stolz auf den Beruf und das Schiff sind immer zu spüren. Die Seeleute wissen, dass sie ein wichtiger und unverzichtbarer Teil des globalen Handels sind. Auch von der Liebe zum Meer höre ich bei meinen  Begegnungen mit Seeleuten.

Der Seemannssonntag

Eine der schönen Traditionen auf See ist der Grund, warum meine Kolumne „Sturms Missionen“ jeden Donnerstag erscheinen wird. Der Donnerstag ist der „Seemannssonntag“, an dem an Bord besonders festlich gegessen wird. Woher der Brauch ursprünglich stammt, ist nicht mehr ganz klar. Mutmaßung 1: Segelschiffe liefen früher traditionell nicht freitags aus, weil das Unglück brachte. Somit war donnerstags weniger Arbeit an Deck zu verrichten. Mutmaßung 2: Der Tag entwickelte sich aus  dem altnordischen Brauchtum, am Thorstag (Donnerstag) besonders reichhaltig zu speisen.

Wie dem auch sei: Auch heute noch wird auf manchen Schiffen (und definitiv bei uns in der Seemannsmission) darauf wert gelegt, am Seemannssonntag gutes Essen zu servieren und immer ein Stück Kuchen anbieten zu können. Manche Besatzungen arbeiten sogar an anderen Tagen etwas mehr, um sich diese Tradition im engen Zeitplan des Schiffes leisten zu können.

Darum habe ich diesen Tag gewählt, um Euch in Zukunft am Seemannssonntag mit nachdenklichen, spannenden, schönen, informativen und manchmal auch unbequemen Aspekten aus der Welt der heutigen Seeschifffahrt zu versorgen. Und vielleicht auch, um einmal gemeinsam einen Moment inne zu halten und uns bewusst zu machen, dass da draußen auf den Meeren Frauen und Männer für uns alle unterwegs sind. Und ihnen für ihre Arbeit zu danken.

Ich freue mich und wünsche euch bis nächste Woche alles Gute. Bleibt gesund und habt immer eine Hand breit Wasser unter dem Kiel!

Aus dem Hamburger Hafen, Euer Fiete Sturm

Fiete Sturm, Jahrgang 1982, ist Hamburgs Seemannsdiakon und Leiter der Seemannsmission Altona. Im Ankerherz Blog schreibt er aus einem Leben und seinem Alltag im Hafen. Jeden Donnerstag hier.

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