Silberne Stadt am Meer – ein Abend im Hafen von Aberdeen
„Silver City“ wird Aberdeen genannt, wegen des silbergrauen Granits der umliegenden Steinbrüche, aus dem viele Häuser der Stadt gebaut wurden. Eine Hafenstadt in Schottland, die wie so viele alle Städte am Meer von harter Arbeit lebt. Ein Abend in den Docks.
Werften und Fischerei erlebten eine schwere Krise, doch als 1969 das erste Ölfeld vor der Küste erschlossen wurde, entwickelte sich Aberdeen zur „Boom“-Stadt. Mehr als 120 Öl- und Gasfelder förderten Anfang des Jahrtausends in der rauen Nordsee – und es gab Arbeit für fast alle Bewohner. Nirgendwo in Großbritannien lag die Arbeitslosenquote so niedrig wie hier. Das Öl hat Granit und Fischerei abgelöst – Aberdeen gilt heute als die Ölhauptstadt Europas.
Im Hafen von Aberdeen
Wir fahren den Regent Quay runter in den Hafen, entlang der Kai, an der die Fähren der „Northlink“ ablegen, auf die Orkneys und die Shetland-Inseln. Die Schiffe tragen einen Wikinger am Schornstein, und seefest müssen die Passagiere im Herbst und Winter oft sein, auf dem Weg zu den Außenposten. An der Pocra Quay entdecken wir einen Lagerplatz für Ankerketten. Die Sonne geht dunkelrot unter, der Himmel über Aberdeen brennt wie die Hochfackel einer Ölplattform. Weiter geht die Fahrt durch den Hafen, vorbei an großen Tanklagern und den Cottages von Footdee, einem besonderen Viertel. Früher lebten hier, am Ostende des Hafens, die Fischer von Aberdeen. Bei einem schweren Sturm im September 2012 hüllte die Nordsee die ganze Siedlung in Schaum. Häuser, Straßen und Autos wurden weiß überzogen – die Bilder schafften es in viele Nachrichten-Sendungen.
Das alte Fischerviertel
An der Esplanade läuft die Brandung auf. Menschen gehen noch einmal am Strand spazieren, der Wind kommt kalt über die Nordsee. In der Bucht erkennt man die Flutlichtmasten des Pittodrie Stadions, in dem der FC Aberdeen aufläuft. Es liegt weniger als fünfhundert Meter von der Küste entfernt – vor dem Anpfiff hört man auf den Rängen die Schreie von Möwen. Ein Versorgungsschiff für eine Plattform weit draußen in der Nordsee läuft aus. Was für ein Abend in Aberdeen.
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