Stefans Geschichten vom Meer: Drogenschmuggler auf Kreuzfahrt

Drogenschmuggler auf Kreuzfahrt. In einer neuen Folge von Stefans Geschichten vom Meer geht es um eine beinahe unglaubliche Serie von Verhaftungen auf einem Kreuzfahrtschiff, das die Häfen von Valencia und Marseille ansteuerte…

Die französische Polizei hat im Hafen von Marseille in dieser Woche mehrere Drogenschmuggler verhaftet. Das ist soweit normal in Marseille, doch die Umstände sind es nicht. Die Schmuggler reisten als Passagiere des Kreuzfahrtschiffs MSC Seaside ein, das nach einer Transatlantikpassage aus Brasilien anlegte.

Noch interessanter macht es, dass auf der Station zuvor, das war Valencia, zehn weitere Kreuzfahrer verhaftet wurden. Mit insgesamt 54 Kilo Kokain im Gepäck. Was also bedeutet, dass an Bord der MSC Seaside drei verschiedene Drogenbanden unterwegs waren, auf einer Reise über den Atlantik. Eine ganz eigene Form der Themenreise: Kokain Ahoi!

Neue Form der Themenreise

Auf die Spur kamen die Ermittler den Drogenschmugglern durch Spürhunde, die im Hafen am Gepäck schnüffelten. In Geheimfächern der Koffer entdeckten die Beamten dann die Rauschmittel im Wert mehrerer Millionen €. Nach bisherigem Ermittlungsstand wussten die Schmuggler nichts voneinander.

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Ich stelle mir das spannend vor, zum Beispiel am Buffet oder beim Cocktail am Pool. Haben sich die Gangs vielleicht versehentlich kennengelernt? Sich gegenseitig ihre Tarnung aufgetischt und dann abends in der Kabine darüber gerätselt, dass Pedro, dieser Autohändler aus Sao Paulo, doch irgendwie seltsam wirkte? Eigentlich wäre das, man verzeihe das Wortspiel, doch herrlicher „Stoff“ für eine Netflix-Serie.

Drogenschmuggler auf Kreuzfahrt

Wer zum Thema Drogen auf Kreuzfahrtschiffen recherchiert, stellt fest, dass die Idee schon vor der Corona-Zeit Anhänger fand. 2019 probierten es zehn Gangster an Bord der MSC Opera, 18 Kilo Kokain in Chips-Tüten zu verstecken. Im selben Jahr fanden mexikanische Drogenfahnder sechs dicke Kokain-Pakete in der Verkleidung hinter einem Klo auf einer Kabine der MSC Divina. Im November 2018 schnappten amerikanische Behörden sieben Crewmitglieder der MSC Seaside – das Schiff scheint prädestiniert zu sein – mit sechs Kilo Kokain und 100.000 $ Cash. Ich stieß auf weitere Fälle, allesamt übrigens auf Schiffen, die das Kürzel „MSC“ für „Mediterranean Shipping Company“ im Namen tragen.

Es ist also kaum überraschend, dass Fachleute wie Commander Mark Gaouette, ehemaliger Sicherheitschef der Cunard Line, die tiefenentspannten Sicherheitskontrollen mancher Reedereien beklagen. Denn schließlich könnten nicht „nur“ Drogen, sondern auch Waffen an Bord geschmuggelt werden. Ein Beispiel für ein Attentat gibt es. 2004 zündeten Islamisten auf der philippinischen Fähre „Superferry 14“ eine Bombe, die sie in einem Fernseher versteckten. 116 Passagiere starben beim Feuer und anschließenden Untergang des Schiffes vor Manila.

Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet den Ankerherz Verlag. Vorher war er Polizeireporter für die Chicago Tribune und arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie max, Stern und GQ von Uganda bis Grönland. Zuletzt erschien das Buch „Überleben im Sturm“ über die Retter der RNLI.

 

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