Stefans Geschichten vom Meer: Ein Lichtblick namens Grönland

Viele „gute“ Geschichten gibt es nicht in diesen Tagen, doch das hier ist mal eine. Sie handelt von der Rettung der Nordischen Jagt Grönland. Stefans neue Geschichte vom Meer. Viel Spaß!

Ich höre von einigen Freunden und Bekannten, dass sie derzeit die Nachrichten lieber wegschalten. Eskalierender Krieg des russischen Aggro-Maulwurfs, Hurrikan Ian über Florida, herbei gesprengte Lecks in den Ost-Pipelines und dazu Inflationssorgen und das ewige Thema Corona. Man muss stabil sein in diesen Tagen.

Kleines Schiff, große Geschichte

Mitten im Mist entdeckte ich gestern eine kleine Nachricht über ein kleines Segelschiff, die mir große Freude macht. Der Bundestag hat zugesagt, für die Sanierung der Nordischen Jagt Grönland zwei Millionen € beizusteuern. Darum gekümmert hatte sich der Abgeordnete Uwe Schmidt (SPD), einziger Hafenarbeiter im deutschen Parlament.

Was an diesem 30 Meter kurzen Schiff so besonders ist?

Es ist ein Wunder, dass es überhaupt noch existiert. Im Mai des Jahres 1867 (!) segelte die erste deutschen Polarexpedition damit gen Norden. Auftrag: den Seeweg zum Nordpol zu finden. Das war natürlich Quatsch. Doch Kapitän Carl Koldewey erlebte mit seiner Crew ein Abenteuer, das zur Legende wurde.

 

Eisberge, Eisbären, schwere Stürme – der Expeditionsbericht liest sich wie ein Roman in der Polarzone. Bis heute kreuzte kein Schiff ohne Motor soweit hinauf in den Norden, auf 81° 4,5N, um es genau zu sagen. Koldewey, der Kapitän mit dem struppigen Vollbart, brachte seine Crew aus zwölf Seeleuten heil nach Bremerhaven zurück. Er vermaß die Ostküste Spitzbergens und sorgte für wissenschaftliche Erkenntnisse, die für die nächsten Expeditionen wichtig waren. Die Reise gilt als Start der deutschen Polarforschung. (Wir haben der Geschichte in unserem Buch Helden der See ein langes Kapitel gewidmet).

In Bremerhaven, damals Zielhafen und heute Heimat des weltweit angesehenen Alfred-Wegener-Instituts (AWI), machte die Nordische Jagt im Jahr 1973 am Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) fest. Mitfinanziert von einem Förderverein und gepflegt von einer Crew aus Ehrenamtlern, lag das mehr als 155 Jahre alte Schiff an der Kaje.

Lichtblick für den Norden

Ich durfte mal mitsegeln, bei richtigem Schietwetter mit Sturm und Regen. Es war herrlich gemütlich in der Crewmesse, wo ein Ofen qualmte und es nach Teer und dem Öl der Lampen und nach Historie roch. Wir von Ankerherz haben das Schiff an die Backsteinwand eines alten Heizkraftwerks gebracht, 16 Meter hoch und 22 Meter hoch, um Koldewey und den Mut der Forscher zu feiern. (HIER mehr dazu).

Die Rettung der Grönland war auch eine knappe Angelegenheit. Bei der Sanierung in der dänischen Werft hatte es böse Überraschungen gegeben. Der Holzpreis verteuerte sich, und weil das Geld ausging, drohte das Ende. Die Werft wollte, wie man hört, das Schiff schon loswerden.

Nun aber steht die Rettung fest. Ein echter Lichtblick für den Norden.

Stefan Kruecken, Verlagsleiter von Ankerherz. Foto: Ankerherz

Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet den Ankerherz Verlag. Vorher war er Polizeireporter für die Chicago Tribune und arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie max, Stern und GQ von Uganda bis Grönland. Zuletzt erschien das Buch „Überleben im Sturm“ über die Retter der RNLI.

 

Unser Buch über die Helden der See. HIER bestellen!

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