StreetArt am Heizwerk: ein bisschen Mut für Bremerhaven

StreetArt am Heizwerk Bremerhaven. Das Wandgemälde direkt an den Havenwelten von Bremerhaven ist fertig. Die international renommierten Künstler von innerfields aus Berlin haben Szenen aus der Polarforschung, die in der Seestadt zuhause ist, 16 Meter hoch an die Backsteinwand gebracht. Von Ankerherz kam die Idee und das Konzept. Hier erklären wir das Wandgemälde und wie es dazu kam.

Der bärtige Mann, der nun auf die Kreuzung Lloydstraße und Barkhausenstraße schaut, ist Kapitän Carl Koldewey. Er segelte im Mai 1867 mit der ersten deutschen Polarexpedition los, in der Hoffnung, einen direkten Seeweg zum Nordpol zu finden. Was er auf seiner Expedition erlebte, liest sich wie ein Abenteuerroman: Stürme, Eisberge, Angriffe von Eisbären.

 

Kapitän Koldewey schaffte es, sein Schiff und die zwölfköpfige Besatzung heil nach Bremerhaven zu bekommen. In der Seestadt wurden die mutigen Männer am 9. Oktober 1867 empfangen wie Helden. Ihre Reise lieferte die Grundlage für weitere Expeditionen und sie hält einen Rekord, noch nach mehr als 150 Jahren. Kein Schiff kreuzte ohne Motor soweit nach Norden wie die Grönland. Vermutlich wird diese Höchstleistung niemals gebrochen. Segelschiffe haben heute einen Hilfsmotor.

Koldewey, Grönland, Polarstern – und Eisbären

Auf dem Wandgemälde hält Koldewey die Nordische Jagt „Grönland“ schützend im Arm. Es ist wunderbar, dass das echte Schiff noch heute segelt, als ältestes deutsches Schiff, um das sich eine Crew aus Ehrenamtlern kümmert. Momentan wird die „Grönland“ in einer Werft restauriert. Wenn sie zurückkommt, macht sie im Neuen Hafen fest – also wenige Meter vom Heizwerk entfernt.

Zu sehen ist auch der Bug eines anderen weltbekannten Schiffes aus Bremerhaven: der Forschungseisbrecher „Polarstern“. Die Polarstern wird auch „Traumschiff der Forscher“ genannt. Im vergangen Jahr driftete das 118 Meter lange Schiff mit einer Eisscholle durch das Polarmeer, auf der größten Arktis-Expedition der Geschichte. Heimathafen am Heck: Bremerhaven, das sich zu einem Zentrum für Forschung und Wissenschaft entwickelt hat. Koordiniert wurde die internationale Forschungsreise vom Alfred-Wegener-Insititut in Bremerhaven.

StreetArt Bremerhaven soll Mut machen

Ein Detail ist im unteren linken Quadranten des Wandgemäldes zu sehen: Eisbären. Die Expedition Koldeweys griffen sie an – im Zoo am Meer können die Tiere beobachtet werden. Auch zu dieser Attraktion sind es nur wenige Gehminuten. Mehr Bremerhaven passt also eigentlich kaum auf eine Hauswand.

 

Meisterhaft entworfen und gemalt wurde das Kunstwerk innerhalb weniger Tage von innerfields in Berlin. Die Künstler Jakob Tory Bardou und Holger Weißflog arbeiten schon seit 1998 zusammen. Sie sind internationale Stars der Szene und schufen StreetArt in Kiew, Trondheim, Tiflis oder Los Angeles. Kapitän Koldewey malten sie für eine symbolisches Honorar, weil ihnen die Idee so gut gefiel. „Dahinter steckt eine unglaublich spannende Geschichte“, sagt Jakob Tory Bardou. „Wir wollten die Kälte und Schutzlosigkeit zeigen, der sich Koldewey und seine Crew ausgeliefert haben. Sie sind über eine Schwelle getreten.

Die Idee hinter dem Wandgemälde

Wie es zur Idee kam? In unserem Kleinen Buch vom Meer: Helden erzählen wir die Geschichte der Expedition von Kapitän Koldewey. Auf einer Reise nach Belfast sah Ankerherz-Verlagsleiter Stefan Kruecken in einem Viertel, das an die Werft Harland and Wolff angrenzt, ein Mural der Titanic und Straßenszenen aus dieser Zeit. Eine Bild, das den Stolz und die Wurzeln des Stadtteils zeigt – und von keinem Graffiti verschandelt wird. Weil sich die Bewohner der Eastside mit der StreetArt identifizieren.

Als wir dem Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) und der Wirtschaftsförderung BIS davon erzählten, ging es erfreulich schnell mit der Umsetzung. Das Gebäude stellte der Energie-, Telekomunikations- und Wasserversorger swb zur Verfügung.

Darum soll es gehen: Gemeinsam der Stadt etwas Zuversicht schenken in einer finsteren Corona-Zeit, die Bremerhaven hart getroffen hat. Aus der Seestadt kamen schon immer Menschen, die in unbekanntes Terrain aufgebrochen sind. Lasst uns so mutig sein wie Kapitän Koldewey.

 

0 comments