Steigende Corona-Zahlen: Flensburg verhängt nächtliche Ausgangssperre
Die Nachrichten aus Flensburg sind beunruhigend: Mehr als die Hälfte der Corona-Fälle in der nördlichsten Stadt sind durch die Variante B.1.1.7 ausgelöst worden. Diese war zuerst in Großbritannien nachgewiesen worden und gilt als ansteckender als das Ursprungs-Virus. Von Sonnabend an gilt in Flensburg eine nächtliche Ausgangssperre.
Bislang war die Region ganz im Norden vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. Selbst in einer Zeit, als bundesweit die Fallzahlen stiegen, lagen sie in der Region Flensburg niedrig. Doch diese Zeiten sind vorbei – und die aktuell stark steigenden Zahlen sorgen die Verantwortlichen. Der Inzidenzwert in Flensburg weist 181,9 Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen 7 Tagen auf – deutlich über dem Bundesschnitt.
Sorge bereitet auch, dass der Anteil der Corona-Fälle mit der britischen Corona-Mutation überdurchschnittlich hoch liegt. Zum Vergleich: In den meisten Regionen Deutschlands liegt er (noch) deutlich unter 20%. 173 neue Corona-Fälle sind in der vergangenen Woche in Flensburg registriert worden, von denen 113 auf die Mutation zurückzuführen sind. Laut NDR handelt es sich dabei zwar um „vordiagnostizierte Meldungen“ – jedoch habe sich der Verdacht auf die Variante bislang immer bestätigt.
Nächtliche Ausgangssperre in Flensburg
Die Kliniken im hohen Norden rechnen daher bereits mit einer dritten Welle von Corona-Infektionen. Fachleute warnen davor, dass die Kapazitäten in den Krankenhäusern begrenzt sind und das Pflegepersonal bereits jetzt am Rande der Belastungsgrenze angelangt ist.
Die Behörden wollen nun die bestehenden Corona-Maßnahmen verschärfen. In einem Gespräch einigten sich die Oberbürgermeisterin der Stadt Flensburg, Simone Lange (SPD) und der Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg, Wolfgang Buschmann (parteilos) auf eine nächtliche Ausgangssperre. Diese soll von Samstag an für eine Woche von 21 Uhr bis 5 Uhr gelten. Private Treffen mit Personen außerhalb des eigenen Hausstandes sind verboten.
Grundschulen bleiben geschlossen
Im Kreis Schleswig-Flensburg verschiebt man die Öffnung der Grundschulen. Es bleibt bei einer Notbetreuung. „Ich weiß, dass das eine weitere Einschränkung der Freiheit der Menschen ist“,erklärte Ministerpräsident Daniel Günther bei einer Pressekonferenz in Kiel. „Wir merken aber einfach, das die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen.“
Wie schnell sich die Virus-Variante B.1.1.7 ausbreitete, beweist die Entwicklung in Dänemark. Wie das Gesundheitsinstituts SSI in Kopenhagen mitteilte, wurde diese in knapp der Hälfte der positiven Proben identifiziert. Als die ersten Fälle der Mutation in Dänemark auftauchten, wurde sie nur in 0,3 Prozent der analysierten Proben entdeckt. Zum Jahreswechsel waren es um die 2%. In der letzten Januarwoche 19,6% und in der ersten Februarwoche dann 30,7 Prozent.
An der Grenze von Deutschland zu Dänemark kurz hinter Flensburg gelten seit Tagen noch einmal verschärfte Grenzkontrollen, auch für Tagespendler. Wer über die Grenze will, muss einen Corona-Schnelltest vorweisen, der maximal drei Tage alt ist.
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