Stefans Geschichten vom Meer: Was von 2022 übrig bleibt

Was von 2022 übrig bleibt. In dieser Folge von Stefans Geschichte des Meeres geht es um einen persönlichen Rückblick auf ein Jahr, das keiner von uns jemals vergessen wird. Weil es unser Leben veränderte. Den großen Jahresrückblick von Ankerherz findest Du HIER.

Zwischen den Jahren ist die Zeit, in der man zurückblickt auf das, was war. Im Falle von 2022 ist es wie bei einem Unfall auf der anderen Spur der Autobahn: Man möchte eigentlich nicht hinschauen, aber irgendwie tut man es dann doch.

Es war das Jahr, in dem der Krieg nach Europa zurückkehrte und Corona noch immer nicht verschwand. Ein Jahr, in dem man morgens zum Handy griff, um sorgenvoll zu prüfen, ob Putin Atomwaffen auf Kiew abfeuern ließ. Viel böser kann es eigentlich nicht mehr werden. Die Verbrechen von Butscha bleiben unvergessen, die Bilder von Marschflugkörpern auf Wohnblöcke, die Nachrichten Tausender verschleppter ukrainischer Kinder.

2022: ein Jahr wie eine Ohrfeige

Queen Elisabeth II und Pelé starben, die Königin und der König – und unser Freund Gert Schlufter, der Chef der Haifisch Bar. Unsere Fußballmannschaft war nicht in der Lage, in einer Vorrundengruppe gegen Japan und Costa Rica zu bestehen oder zumindest am Arm zu tragen, wofür unser Land steht.

Ich versuche, immer Optimist zu bleiben, auch wenn das 2022 gelegentlich schwerfiel. Nach diesem Jahr muss auch dem Letzten klar sein, dass wir für unsere Freiheit und unseren Wohlstand etwas tun müssen. Bequemlichkeit, Entschuldigungen und Murkel funktionieren nicht länger. Es macht mir Mut, mit welchem Tempo die LNG-Terminals an Nordsee und Ostsee gebaut wurden, mit denen wir unabhängiger werden vom Gas des Terrorstaates Russland. Wer hätte gedacht, dass Planung und Umsetzung solcher Projekte innerhalb weniger Monate möglich ist?

Denn Bürokratie erstickt so vieles in Deutschland, und dafür gab es ein Sinnbild am Meer. Dass ein Leuchtturm nach jahrelangem Behördenmurks ins Hafenbecken zu kippen droht, erwartet man irgendwo in der Dritten Welt, nicht aber in Bremerhaven. Wobei nicht mal ein solches Fiasko, das Zeitungen von Kentucky bis Kobe druckten, personelle Konsequenzen in der Seestadt hatte. Schuld sind eben immer die anderen, und kaum etwas ist so widerstandsfähig wie jahrzehntelang gewalkter SPD-Filz.

Zusammenhalt – kriegen wir das hin?

Was bleibt sonst an, ja: positiven Nachrichten? Zugegeben, nicht so viel. Die Renitenz der Ukrainer, die dem Terror Putins nicht nachgeben. Der Trotz irischer Fischer, die sich von russischen Manövern vor ihrer Küste nicht einschüchtern ließen. Die sensationelle Entdeckung des Wracks der „Endurance“ im Südpolarmeer. Die Solidarität der Fischer auf Jersey, die in einem Sturm rausfuhren, um einen vermissten Kollegen zu suchen.

Zusammenhalt ist ein wichtiges Stichwort für das kommende Jahr. Kriegen wir das hin, zumindest in Ansätzen?

Den Hinweis, das nächstes Jahr nur besser werden kann, den schenke ich mir an dieser Stelle.

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Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag. Vorher war er Polizeireporter für die Chicago Tribune und arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie max, Stern und GQ von Uganda bis Grönland. Gerade erschien sein neues Buch: „Muss das Boot abkönnen“.

 

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