Riesiger Frachterstau vor dem Containerhafen von Shanghai

Hunderte Schiffe liegen aktuell vor dem Containerhafen von Shanghai auf Reede und warten auf Einfahrt. Reedereien leiten Dienste bereits um – und ein Ende der Probleme ist nicht in Sicht. Nach dem Lockdown im größten Containerhafen der Welt drohen neue Schwierigkeiten für die globalen Lieferketten. Die Auswirkungen werden natürlich auch in Hamburg und Bremerhaven zu spüren sein…

Ein Blick auf die Seekarte des Dienstes Marinetraffic mit AIS-Positionen zeigt, was aktuell vor dem Containerhafen von Shanghai los ist. Es gibt einen Massenstau. Hunderte Frachter warten vergeblich auf Einfahrt. Der Ende März verhängte Corona-Lockdown für die Metropole bremst die fein getankten Abläufe aus.

Ein großer Hafen läuft wie eine gewaltige, gut geschmierte Maschine. Momentan ist mehr als Sand im Getriebe, obwohl die Hafenarbeiter nach Medienberichten abgeschirmt in einer Art Blase leben. Getrennt von ihren Familien und Kontakten zur Außenwelt.

Mehr als 47 Millionen Stantadardcontainer wurden im vergangenen Jahr in Shanghai umgeschlagen. Das schafft kein anderer Hafen der Welt. Doch momentan laufe der Betrieb nur auf etwa einem Viertel seiner normalen Kapazität, sagte Peter Sand, Chefanalyst des auf Schifffahrt spezialisierten Analysehauses Xeneta, dem Nachrichtenmagazin SPIEGEL. Shanghai ist der wichtigste Handelshafen für Hamburg, der von mehreren Liniendiensten aus der Hansestadt angelaufen wird.

Weil sogar Lebensmittelengpässe befürchtet wurden, dürfen nun Frachtschiffe mit dieser Ladung bevorzug anlegen, heißt es. Doch selbst, wenn die Schiffe endlich entladen sind, stellt sich das nächste Problem. Es mangeln an Lastwagenfahrern, die Container abfahren.

Reedereien haben damit begonnen, Schiffe in die Häfen von Ningbo oder Guangzhou umzuleiten. Doch dort gibt es ähnliche Corona-Probleme. Die strikte „Null-Covid-Politik“ der chinesischen Diktatur wird so zu einer erneuten Belastungsprobe für die globalen Lieferketten. Ein Ende des Staus vor dem Containerhafen von Shanghai ist derzeit nicht in Sicht. Doch selbst, wenn er sich auflöst, gibt es Folgeprobleme, denn die Fahrpläne sind durcheinander. Fachleute sprechen von einem „Ketchup-Flaschen-Effekt“, den jeder von einer Mahlzeit Pommes kennt: Erst kommt nix aus dem engen Flaschenhals – dann aber klatscht alles auf einmal heraus…

Für Logistiker, Hafenarbeiter und natürlich auch Seeleute werden es arbeitsreiche Wochen.

 

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