Von Geister und alten Trawlern: im Hafen von Dünkirchen

Es ist später Nachmittag, als wir in Dünkirchen ankommen. Um ehrlich zu sein, wollen wir nur auf die Fähre rüber nach England, die hier nach Dover ablegt. Dann fahren wir rein in den Industriehafen – und entdecken Docks wie aus einer Verfilmung von Edgar Wallace.

Wie so viele Hafenstädte hat Dünkirchen eine lange Geschichte. Bekannt ist vor allem die des Zweiten Weltkriegs und die „Schlacht von Dünkirchen“. Während des deutschen Überfalls war Dünkirchen der letzte Evakierungshafen der British Expeditionary Force, die hier eingesetzt war. Es gelang den Briten und Franzosen, den Brückenkopf so lange zu halten, bis „Operation Dynamo“ abgeschlossen war. Mehr als 330.000 Soldaten konnten nach England evakuiert werden, bevor die Wehrmacht am 4. Juni 1940 in die Hafenstadt einmarschierte. Dabei machten sich auch viele Zivilisten heldenhaft in Yachten, Kuttern und kleinen Booten von Englands aus auf den Weg, um die eingeschlossenen Landsleute zu retten.

Historiker sind heute sicher, dass ein Verlust der Armee den Kriegsverlauf dramatisch verändert, womöglich so beendet hätte. Vor kurzem kam der beeindruckende Film „Dunkirk“ in die Kinos. Hier der Trailer:

Der Hafen von Dünkirchen

Es ist grau und trist, als wir zu einer Entdeckungstour in den Industriehafen aufbrechen.  Knapp 95.000 Menschen leben in der Stadt, den Großraum dazu gerechnet ist es eine Viertelmillion. Zehntausend junge Leute studieren hier, doch die nördlichste Stadt Frankreichs lebt vom Hafen. Seit dem siebten Jahrhundert ist das so. Damals war Dünkirchen eine Fischersiedlung. Ein berühmter Sohn ist der Freibeuter Jean Bart, dessen Lebensgeschichte sich wie ein Abenteuerroman liest. Über Jahrhunderte verdienten die Einwohner ihren Unterhalt mit dem Heringsfang auf der Nordsee und dem Kabeljau aus dem Atlantik vor Island.

Wir sehen einige große Fischfabrikschiffe, die an einer Kai festliegen. Nebel zieht von See herein. Die Straßen sind einsam an diesem Abend, Dämmerung setzt ein. Je später es wird, desto mehr denkt man an Edgar Wallace. Irgendwie hat es auch etwas heimeliges, diese Stimmung, wie in einem Geisterhafen.

Als wir uns auf den Weg ins Hotel machen, geht das Feuer des Leuchtturms an.

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